Württembergischer Gehörlosenkirchentag

Ehningen

14 -16. Juni 2002

(800 Besucher)

Eröffnung unserer Ausstellung im Rathaus

Ausstellung im Rathaus in Ehningen bei Stuttgart

Unterhalten:Pantomime JOMI Michael Kreutzer und Manfred Mertz

Pantomime

JOMI 

 

Abschlussfeier

 

Ehningen - Anlässlich des Kirchentages der Gehörlosen in Ehningen gab 

es im Rathaus eine Kunstausstellung zweier gehörloser Künstler.

 

 

Spätestens seit dem Buch von Oliver Sacks weiß man auch als Hörender, dass Gehörlose in einer anderen Welt leben als Hörende.

Man weiß, dass die Gebärdensprache nicht eine bloße Übersetzung der gesprochenen Sprache ist, kein Hilfsmittel also, 

sondern eine eigenständige Sprache, hinter der auch eine eigene Empfindungswelt steht.Viele Gehörlose empfinden 

das "nicht-Hören-Können" nicht als Defizit, so lange sie nicht mit den Schwierigkeiten zu kämpfen haben, sich in eine hörende 

Welt zu integrieren. Manfred Mertz wurde gehörlos geboren, ist voll ins Arbeitsleben integriert und hat sich inzwischen 

einen Namen gemacht als Maler phantastischer Bilder - und das darf in des Wortes doppelter Bedeutung verstanden werden. 

Die zeichnerisch und kompositorisch ausgefeilten Bilder von Manfred Mertz zeigen eine andere Welt, eine Welt der Ruhe,

manchmal wohl auch der Verlassenheit und Bedrohung, aber auch eine Welt voll Schönheit und Harmonie.Seine Farbgebung, 

es überwiegen leuchtendes blau und orange, gibt seinen Bildern etwas Entrücktes, Fremdartiges, Meditatives. Wasser spielt 

eine große Rolle, Wellen, Meer und die immer wiederkehrenden Delphine verkörpern in ihrer Eleganz und der Selbstverständlichkeit 

und Unabhängigkeit ihrer Bewegungen etwas, das wir Hörenden vielleicht als Wunschtraum deuten mögen, das von Gehörlosen

aber durchaus als Identifikationsmuster gesehen werden mag. Der Mensch steht in dieser Welt aus Meer und Felsen einzeln 

oder paarweise, ist Bestandteil des Universums, aber immer auch ein Suchender, Fordernder, Bedrohter. Die besondere Ästhetik,

 die die Merz'schen Bilder auszeichnet, findet man auch in der Gebärdensprache des Künstlers wieder, der auch als Schauspieler auftritt.

Seine Gebärdenrezitation der Loreley von Heinrich Heine war ganz einfach ein optischer Genuß. Die zweite ausstellende Künstlerin,

 Claudia Krämer, ist Schülerin von Manfred Mertz, nach einer eher sportlich bestimmten Laufbahn - sie hat Fußball gespielt -

 hat sie auf Grund von Verletzungen vor fünf Jahren mit dem Malen begonnen. Ihre zartfarbigen, romantischen Bilder, mit den Riesenrosen

 und Tulpen sind technisch gekonnt und optisch erfreulich, ebenso wie die zahllosen Putti und klassischen Figurinen a la Venus von Milo.

 Ihre Bilder sind liebenswert, ehrlich und dekorativ.